Euch brennt doch der Hut!

17.-19.10. Der Studentenhistorikertagung entgegentreten.

Kein Festakt in Marburg

Wir spiegeln hier den Beitrag der Autonomen Antifa Freiburg zur 85. Studentenhistorikertgaung vom 31.08.2025

Der „Arbeitskreis der Studentenhistoriker“ (AKSt), ein Zusammenschluss korporierter Geschichtsinteressierter mit naheliegendem Steckenpferd Studentenverbindungen, plant vom 17. bis 19. Oktober 2025 die „85. deutsche Studentenhistorikertagung“ in Marburg. Die Tagung wird in Kooperation mit der „CV-Akademie“ des „Cartellverbands der katholischen deutschen Studentenverbindungen“ (CV), der „Gemeinschaft für Deutsche Studentengeschichte“ (GDS) und dem „Convent Deutscher Akademikerverbände“ (CDA) organisiert.
Eine solche „Studentenhistorikertagung“ sollte für korporierte Hobbyhistoriker ein Anlass zur Freude sein! Aber nein, es ist mal wieder zum Greinen: „Die wissenschaftlichen Vorträge, das Treffen der jüdisch-paritätisch Korporierten und die Regularien unseren Arbeitskreises werden wir im Ambiente der legendären Studentenromantik ansiedeln, die Marburg unverändert umweht, so sehr der sozialistische Ungeist der ’68er Jahre auch wütete. Seine Fortsätze sind durchaus auch heute noch vorhanden, was dazu führte, daß nach klandestinen Drohungen inzwischen der Festakt für den CDA abgesagt wurde.“
Wir sagen: Kopf hoch, Marburg! Eine „Studentenhistorikertagung“ kann doch auch ohne „Festakt des CDA anläßlich seines 75jährigen Bestehens“ am Freitag um „16 h.s.t.“ in der Universitätskirche schön sein! Zumal der CDA bezüglich Festakten in Kirchen den Unterschied zwischen antifaschistischem Protest und Widerstand doch bereits 2023 gelernt hat, als die Frankfurter Paulskirche für Burschenpropaganda plötzlich nicht mehr zur Verfügung stand.
Aber auch ohne Kirche verfügen die Korporationen in Marburg über ausreichend privaten Immobilienbesitz: Freitag sind zwei Vorträge in dem „Wolfsburg“ genannten Haus der „Turnerschaft Schaumburgia Marburg“ im „Coburger Convent“ (CC) angekündigt. Die eigentliche Tagung soll am Samstag „auf dem Haus” der „Landsmannschaft im CC Nibelungia Marburg“ stattfinden. Und für Sonntag ist nach dem Sektfrühstück noch ein Vortrag „auf dem Haus“ des „Corps Hasso-Nassovia“ im „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV) geplant. Der Grund, warum die Korporierten diese Immobilien besitzen, ist ihre nationalsozialistische Vergangenheit. Die „Schaumburgia“ hieß damals „Kameradschaft im NSDStB Wolfsburg Marburg“, die „Nibelungia“ war die „Kameradschaft im NSDStB Nibelungen Marburg“ und das „Corps Hasso-Nassovia“, das schon 1933 „Führerprinzip“ und „Arierparagraph“ einführte, die „Kameradschaft im NSDStB Allmenroeder Marburg“.
Den Auftakt zur Tagung soll ein Vortrag von Bernhard Grün zum Thema „Kameradschaften“ machen: „Zwischen Revolution und Rekonstitution. Das Kameradschaftswesen an den deutschen Hochschulen 1937 bis 1945“. Einen Auftaktvortrag zu diesem Thema ausgerechnet in der „Wolfsburg“ zu halten, dem „Kameradschaftshaus“ der gleichnamigen „Kameradschaft“ im „Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund“ (NSDStB), ist unverfroren schamlos. Grün ist Mitglied im CV und laut Tagungsankündigung auch der „Deutschen Burschenschaft“ (DB).
Auf Grün soll der DB-Nazibursche Bernhard Schroeter von der „Burschenschaft Frankonia Erlangen“ folgen. Er präsentiert Geschichtsklitterung vom Feinsten: „Gerufen von der Republik – Korporierte im Freikorpseinsatz von der Novemberrevolution bis zum Versailler Vertrag“. Schroeter trat schon im Juni 2016 in die AfD ein, Mitgliedsnummer: 10611574.
Dreisterweise forscht der langjährige Hauptorganisator der Tagung zum „Widerstand im Dritten Reich“: Der konservative Journalist Sebastian Sigler vom „Corps Masovia Königsberg zu Potsdam“ und dem „Corps Guestphalia Halle“ im KSCV arbeitete 2019 für den damaligen AfD-Bundestagsabgeordneten Jürgen Braun und schrieb für Roland Tichys rechtsradikalen Hetzblog „Tichys Einblick“.
Als „Festredner“ ist der 1951 geborene drittklassige österreichische Schauspieler und Synchronsprecher Raimund Lang eingeplant. Lang ist als „MKC, ÖCV“ angekündigt, also als „Alter Herr“ diverser Verbindungen im österreichischen „Mittelschüler-Kartell-Verband“ (MKV) und im „Österreichischer Cartellverband“ (ÖCV). Weitere ReferentInnen sind im „Weinheimer Senioren-Convent“ (WSC), im „Schwarzburgbund“ (SB) und in noch obskureren Verbindungen. Der „Arbeitskreis der Studentenhistoriker“ ist eben offen für das gesamte Verbindungsspektrum – von christlich bis rechtsradikal. Entsprechend wird er antifaschistisch bekämpft.

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